Wolfgang Sofsky
Wilhelm Kempff spielt Robert Schumanns Arabeske C-Dur op.18
Am 23.Mai 1991 starb in Positano Wilhelm Kempff, der große Klavierpoet der „dramatischen Innerlichkeit“ oder was man sonst noch an wolkigen Wörtern für diesen Meister luzider Phantasie, zerbrechlicher Sinnenkunst und schweifender Ironie verwenden mag. Nie wählte er ein Tempo zu schnell, aber auch niemals zu langsam, nie verlor er sich in zärtlichen Girlanden und nie in donnerndem Gebrause. Sein Ohr schien so vielhörig gewesen zu sein, daß unversehens Töne auftauchten, die man entweder immer überhört oder in einer erdnahen Sphäre vermutet hatte. Über seine Arabeske von 1839 sagte Robert Schumann, sie sei „schwächlich und für Damen“. In dem Rondo kehrt der Refrain dreimal wieder, unterbrochen von zwei Zwischenspielen in Moll, am Schluß eine Coda. Kempff spielt das zarte Stück, als hätte sich der Komponist womöglich selbst mißverstanden.
http://www.youtube.com/watch?v=CHsi-TdUr38
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