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Wolfgang Sofsky
Medienschelte
Nichts nehmen Journalisten übler als eine Beschimpfung der Medien. Sofort fühlen sie sich in ihrem Status, ihrer Bedeutung, ihrem Stolz, ihrem Sendungsbewußtsein, ihrer vermeintlichen Unantastbarkeit, ihrer Freiheit, ja, ihrer Existenz bedroht. Als stünden Meinungs- und Pressefreiheit auf dem Spiel, wenn jemand die Medien beflegelt. Doch endet die Meinungsfreiheit weder vor der Obrigkeit noch vor der Untrigkeit, weder vor dem Fernsehstudio noch vor dem Medienhaus. Die Meinungsfreiheit endet nirgendwo, auch in den Untiefen des Internet oder in der anonymen Menge der Flachköpfe nicht. Es darf, entgegen sorgenvoller Mienen in manchen Redaktionsräumen, wo neben der Empörbereitschaft die Betulichkeit regiert, alles, d.h. alles gesagt werden, einschließlich der Blasphemie, der Beleidigung, der Verunglimpfung, der Tirade etc. Aber jeder, der etwas sagt, muß damit rechnen, daß er – womöglich heftigen – Widerspruch erntet. Tatsachenbehauptungen oder Lügen können unschwer an der Realität geprüft werden. Aber Meinungen sind niemals sakrosankt, weder diejenigen von Presseorganen noch jene von Medienlästerern. Und wenn es im Wortwechsel gelegentlich etwas lauter und ruppiger zugeht, dann ist mitnichten die Meinungs- oder Pressefreiheit gefährdet. Es verhält sich umgekehrt: Der heftige Streit ist der Beweis der Freiheit.
Hier zur allseitigen Erheiterung ein paar Einsichten – und Meinungen.
Ich habe Journalisten nie gemocht. Ich habe sie alle in meinen Büchern sterben lassen.
Agatha Christie
Wartende Journalisten sind gefährlich, vergeblich wartende Journalisten sind noch gefährlicher. Am gefährlichsten aber sind vergeblich wartende Journalisten, die untereinander Informationen austauschen. Winston Churchill
Wenn man mit Presseleuten spricht, fällt einem auf, daß sie nicht viel Phantasie haben. Alle stellen immer die gleichen Fragen. Marlene Dietrich
Wenn man einige Monate die Zeitungen nicht gelesen hat, und man liest sie alsdann zusammen, so zeigt sich erst, wieviel Zeit man mit diesen Papieren verdirbt.
Johann Wolfgang von Goethe
Fernsehen ist Kaugummi für die Augen. Orson Welles
Früher hieß es: Macht das Fernsehen blöd? Heute machen Blöde Fernsehen.
Rudi Carell
In früheren Zeiten bediente man sich der Folter. Heutzutage bedient man sich der Presse. Oscar Wilde
Einmal entsandt, fliegt das Wort unwiderruflich dahin. Horaz
Stil ist die Fähigkeit, komplizierte Dinge einfach zu sagen – nicht umgekehrt.
Jean Cocteau
Man muß die Tatsachen kennen, bevor man sie verdrehen kann. Mark Twain
Falls Freiheit überhaupt irgend etwas bedeutet, dann bedeutet sie das Recht darauf, den Leuten das zu sagen, was sie nicht hören wollen. George Orwell
Die Freiheit der Meinung setzt voraus, daß man eine hat. Heinrich Heine
Eine freie Presse kann gut oder schlecht sein, aber eine Presse ohne Freiheit kann nur schlecht sein. Albert Camus
Die Zensur ist das lebendige Geständnis der Großen, daß sie nur verdummte Sklaven, aber keine freien Völker regieren können. Johann Nepomuk Nestroy
Wenn zwei Menschen immer die gleiche Meinung haben, ist einer von ihnen
überflüssig. Winston Churchill
Die Wahrheit liegt meist am Rande, nicht in der Mitte. Henry Miller
Ein halbleeres Glas Wein ist zwar zugleich ein halbvolles, aber eine halbe Lüge mitnichten eine halbe Wahrheit. Jean Cocteau
Die Basis einer gesunden Ordnung ist ein großer Papierkorb. Kurt Tucholsky
Der Journalismus ist ein Terminhandel, bei dem das Getreide auch in der Idee nicht vorhanden ist, aber effektives Stroh gedroschen wird. Karl Kraus
Unsere Zeit ist so aufregend, daß man die Menschen eigentlich nur noch mit Langeweile schockieren kann. Samuel Beckett
Schlechte Argumente bekämpft man am besten, indem man ihre Darlegung nicht stört. Alec Guinness
Es genügt nicht, keine Gedanken zu haben. Man muß auch unfähig sein, sie auszudrücken. Karl Kraus
Autoren sollten stehend an einem Pult schreiben. Dann würden ihnen ganz von selbst kurze Sätze einfallen. Ernest Hemingway
Wer durch des Argwohns Brille schaut, sieht Raupen selbst im Sauerkraut. Wilhelm Busch
© W.Sofsky 2015